Wenn ein „Tag des Modellbaus“ über fünf Wochen dauern kann…Vieles wurde 2020 durch die Corona-Pandemie unmöglich oder musste auf kontaktlose Formate umgestellt werden. Dies betraf auch den ursprünglich für Mitte Oktober vergangenen Jahres wiederaufzulegen beabsichtigten alljährlichen Tag des Modellbaus im Modellbau- und Technikmuseum Großbreitenbach. Modellbau lässt sich kaum kontaktlos vermitteln, da der Anleiter regelmäßig dem Neuling zur Hand gehen und über die Schulter schauen muss. Insofern suchten die über Jahre zum Tag des Modellbaus kooperierenden Akteure alternative Ansätze, die Nachwuchsarbeit und die Tradition des Tags des Modellbaus weiterführen zu können. Es war insofern keine Frage, dass wir die Anfrage der neben der Manfred-Koch-Stiftung Humankapital unsere Museumswerkstatt tragenden Bildungswerk Großbreitenbach gGmbH zur Beteiligung an einem Ferienangebot für Grundschüler, die zusammen mit dem Arnstädter Bildungswerk e. V. im Kompetenzzentrum Arnstadt geplant wurde, mit einem Modellbauprojekt unterstützen würden. Mit diesem Ferienangebot sollten nicht zuletzt Defizite in sozialen Bindungen durch gemeinsame Aktivitäten beseitig werden, die während der Corona-Pandemie durch Distanzunterricht und ansteckungshemmende allgemeine Sozialdistanzierung bei den Kindern eingetreten sind. Über die gesamte Dauer der Sommerferien 2021 wurden rund 130 Schulkinder aus den Grundschulen des nördlichen Ilm-Kreises in das Modellbauprojekt eingebunden und mit dem Hobby und dafür erforderlichen grundlegenden Fähigkeiten vertraut gemacht. Daneben bestanden ähnlich strukturierte Tagesangebote mit den Themen: PC-Grundkurs, Obstzubereitung, Solartechnik, Gartengestaltung und Elektrobasteln. Es herrschen gemischte Gruppen mit Schülern aus der 1. bis 4. Klasse, Mädchen und Jungen gemeinsam, vor. Entsprechend unterschiedlich sind Fingerfertigkeiten, Konzentrationsvermögen und Ausdauer ausgeprägt gewesen. Trotz dieser heterogenen Struktur sind wir überrascht und auch ziemlich zufrieden, wie offen und zielorientiert alle Kinder mit dem Thema Modellbau umgegangen sind. Dennoch gab es herausragende Einzelfälle. So hat eine Viertklässlerin nicht nur präzise, schnell und sauber gearbeitet, sondern zudem der neben Ihr sitzenden Erstklässlerin sehr aufmerksam geholfen. Ein Schüler, der sonst einzelbetreut wird (zweite Klasse, Asperger-Syndrom) konnte über das gemeinsame Basteln des Faller-Häuschens an der Gruppe unproblematisch sozial teilhaben. Er fand zwar keinen Zugang zu den bauablauforientierten Strukturen der Bauanleitung (er montierte zuerst die Blumenkästen statt der Fenster). Aber die von ihm selbst entwickelten, abweichenden Baugruppen/Baustufen führten schlussendlich auch zu einem fertig montierten Häuschen und es war zudem relativ sorgfältig und sauber gebaut. Wie dieser Junge hatte so manch weitere/r Schüler*In ein Erfolgs(gruppen)erlebnis, was im vergangenen Jahr oder auch insgesamt sonst verschlossen geblieben wäre. Auch wenn es für 85 - 95 % der Kinder wahrscheinlich ein einmaliger Ausflug in den Modellbau (egal welches Thema) war, die Kreativität und Begeisterung für das Thema machen uns Hoffnung, dass es auch zukünftig einen gewissen Nachwuchs geben wird. Verglichen mit den Jahren vor Corona fand das altbewährte Faller-Häuschen eine wahre Renaissance. Vor allem die Mädchen ließen ihrem Wunsch nach Individualität freien Lauf und dekorierten die Häuser noch mittels Buntstiften weiter bzw. erstellten „Gründächer“. Die Fahrzeugbausätze (Revell’s Pajero und Heller’s Subaru) konnten Revell’s Eurofightern/ADAC-Hubschraubern nicht den Rang ablaufen, fanden aber bei den Jüngsten viel Anklang, da unmittelbar nach Fertigstellung ein „Pausenspielzeug“ zur Verfügung stand. Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle - natürlich auch im Namen der teilnehmenden Schüler*Innen - ganz herzlich für die Unterstützung des Schülerprojektes durch
Wir hoffen, dass auch nach den Ferien, auch nach Vollzug des Wechsels zu weiterführenden Schulformen für die Viertklässler*Innen, die Erinnerung an dieses Sommerferienprojekt erhalten bleibt und so bei der/dem Einen oder Anderen irgendwann mal wieder Muße zum Modellbau auftaucht bzw. gar nicht erst untergeht. Auch in Zukunft werden wir die Nachwuchsförderung weiter betreiben und freuen uns auf diese Anlässe. Thomas GeierKurator der Manfred-Koch-Stiftung Humankapital |